Das Kaltwalzwerk in Eisenhüttenstadt versorgt seit seiner Inbetriebnahme 1968 Kunden in aller Welt mit hochwertigen Flachstahlerzeugnissen. Der hohe technische Standard der Anlagen wird durch eine systematische Optimierung von Technik und Produktionsprozess sowie die ständige Erweiterung des Produktsortiments bestimmt.
Einen anderen Typ von Beizlinien verkörpern die Schubbeizen. Auf diesen Beizlinien werden die Warmbänder nicht zusammengeschweißt, sondern, wie der Name sagt, einzeln durch die Beizbäder geschoben. Damit können auch Bänder aus Stahlgüten, die schlechter schweißbar sind (Dynamoband), problemlos gebeizt werden. Auch in dieser Anlage wird Salzsäure als Beizmittel verwendet. Jede der Beizlinien verfügt über ein eigenes Rechner-System. Zum Schutz der Umwelt gibt es für die Beizlinien eine Salzsäure- Regenerationsanlage, in der die vom Beizvorgang mit gelöstem Eisen angereicherte Säure wiederaufbereitet und dem Kreislauf wieder zugeführt
Inbetriebnahmejahr
2001
Hersteller
Andritz
Jahresproduktion
460 kt
Produktmix
niedriggekohlte Umformstähle, höherfeste Baustähle, IF-Stähle, siliziertes Dynamoband
AMEKO Horizontal- Kontibeize
Der Beizprozess ist der erste Arbeitsschritt bei der Herstellung von kaltgewalzten Blechen und Bändern aus den Warmbandbunden der Warmbandstraße. In den Beizlinien werden die vom Warmwalzen stammenden Oxidschichten auf der Bandoberfläche (Zunder) durch Behandlung mit Salzsäure gelöst und eine metallisch blanke Bandoberfläche erzeugt. Die Bezeichnung Kontibeize bedeutet, dass im Einlaufteil der Beizlinie die Bänder zu einem Endlosband zusammengeschweißt werden, welches erst im Auslaufbereich wieder in einzelne Bunde (Coils) geteilt wird. Bandspeicher (Looper) schaffen Bandreserven, die den Konti-Betrieb trotz des z. B. zum Schweißen erforderlichen Bandstillstands ermöglichen.
Inbetriebnahmejahr
1978
Hersteller
Wean Damiron/Ruthner
Jahresproduktion
1,6 Mio t
letzte Modenisierung
2007/08
Produktmix
niedriggekohlte Umformstähle, höherfeste Baustähle, IF-Stähle, siliziertes Dynamoband
AMEKO 4-gerüstige Tandemstraße
Für das Auswalzen des gebeizten Warmbandes auf die geforderte Kaltbanddicke verfügt das Kaltwalzwerk über zwei Kaltwalzstraßen. Auf der 4-gerüstigen Tandem-straße, einer sogenannten Contistraße, bei der das Band in einem Durchlauf durch die vier Walzgerüste auf die gewünschte End-dicke reduziert wird, entsteht der überwiegende Teil unserer Walzprodukte. Das Walzen erfolgt ohne vorherige Erwärmung des Stahlbandes (deshalb Kaltwalzen). Die für die Verformung von kaltem Stahl notwendigen gewaltigen Druckkräfte erfordern umfangreiche technische Maß-nahmen zur Erzielung eines ebenen und maßhaltigen Bandes. Dazu gehört u. a. die Abstützung der kleineren Arbeitswalzen, zwischen denen das Band verformt wird, durch Stützwalzen großen Durchmessers (Quarto-Gerüste). Die Einhaltung von Dickentoleranzen im Hundertstel-Millimeter-Bereich bei Walzgeschwindigkeiten bis1.500 m/min erfordert auch eine umfangreiche Ausstattung der Walzstraße mit Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik. Die Walzstraße verfügt dazu über einen leistungsfähigen Anlagenrechner, der die Einstellparameter ermittelt und den gesamten Walzprozess überwacht. Alle qualitätsrelevanten Prozessparameter und die Qualitätsdaten des Bandes werden im Rechner gespeichert und stehen für Auswertungen und auch spätere Rückverfolgungen zur Verfügung.
Inbetriebnahmejahr
1968
letzte Modernisierung
2007/2008
Hersteller
Uralmasch
Jahresproduktion
1,64 Mio t
Nach dem Kaltwalzen ist der Stahl hoch verfestigt. In diesem Zustand wäre eine Weiterverarbeitung, z. B. das Tiefziehen, nicht möglich. Der Stahl muss durch den Wärmebehandlungsprozess rekristallisierend geglüht werden, um die erforderliche Umformeigenschaften erreichen zu können. Diese Wärmebehandlung, eine Rekristallisationsglühung, erfolgt je nach Stahlmarke bei Temperaturen über 580°C.
Das Kaltwalzwerk verfügt dazu über Hochkonvektionsglühplätze. Die Besonderheit des Glühprozesses besteht darin, dass ein Luftzutritt ausgeschlossen werden muss, weil sonst das Band sofort wieder auf der Bandoberfläche oxidieren würde. Deshalb erfolgt der gesamte Glühprozess, Aufheizen – Glühen – Abkühlen, unter einem Schutzgas, das aus reinem Wasserstoff besteht. Über den Bundstapel auf dem Glühplatz wird eine Schutzhaube (Muffel) gesetzt und der gesamte freie Raum unter der Muffel mit Wasserstoff gefüllt. Über die Muffel kommt dann die mit Erdgas beheizte Heizhaube bzw. nach Abschluss des Glühprozesses die wassergekühlte Kühlhaube für eine beschleunigte Abkühlung. Erst bei Temperaturen unter 100° C kann die Muffel ohne Gefahr der Oxidation der Metalloberfläche gezogen werden.
Das Arbeiten mit reinem Wasserstoff als Schutzatmosphäre stellt hohe Anforderungen an die Dichtheit der Systeme (Explosionsgefahr). Die Haubenglühöfen sind deshalb mit entsprechender Sicherungstechnik ausgerüstet. Wie alle anderen Anlagen hat auch die Hauben Glühanlage ein leistungsfähiges Rechnersystem. Alle Prozessdaten werden überwacht und aufgezeichnet. Jede Abweichung von den Vorgaben wird signalisiert, dokumentiert und ausgewertet.
Technische Daten
Inbetriebnahmejahr
30 Plätze LOI-Nassheuer 1985-87
32 Plätze EBNER 1993/94
letzte Modernisierung - LOI/N 1991 (100% H2)
Jahresproduktion 750 kt
Der Dressierprozess ergibt sich aus der Notwendigkeit, das rekristallisierend geglühte Kaltband qualitätsgerecht für die weiterverarbeitende Industrie bereit zu stellen, d.h. Erfüllung der Kundenanforderungen hinsichtlich Beseitigung der ausgeprägten Streckgrenze, Gewährleistung der Ebenheits-/ Planheitsanforderungen, Einstellung definierter Rauheiten der Bandoberfläche (Topographie) sowie Konservierung von am Dressiergerüst gefertigtem Material.
Ein besonderer Dressierprozess ist für die Herstellung von unlegierten Dynamobändern erforderlich. In diesem Fall besteht das Ziel in der Herstellung eines möglichst grobkörnigen Gefüges im Stahl, um gute magnetische Eigenschaften zu erreichen. Dazu ist ein Dressiergrad von 5 bis 9 % erforderlich.
Das Dressiergerüst verfügt über ein eigenes Rechnersystem, das alle Prozess- und Qualitätsdaten erfasst und die ständige Kontrolle der Einhaltung der Qualitätsanforderungen ermöglicht.
Nach dem Dressierprozess ist das kaltgewalzte Material aus werkstoffseitiger Sicht fertiggestellt. Stahlmarke und Umformeigenschaften, Dicke und Dickentoleranz, Rauheit und Spitzenzahl sowie Fehlerfreiheit der Bandoberfläche sind erreicht. Zusätzlich kann mittels einer neu installierten Einölmaschine das kaltgewalzte Material mit einer Ölbeaufschlagung versehen werden.
Technische Daten
Inbetriebnahmejahr 1968
letzte Modernisierung 2010
Hersteller Uralmasch
Jahresproduktion 750 kt
Auf der Bundinspektionslinie 1 werden Coils mit besonders hohen Anforderungen an die Fehlerfreiheit der Bandoberfläche (z. B. Autoaußenhautsortiment) einer kompletten Oberflächenkontrolle vom ersten bis zum letzten Meter unterzogen.
Kernstück der Anlage ist die Inspektionskabine, in der durch spezielle Ausleuchtung und ein spezielles Spiegelsystem Bandoberseite und Bandunterseite sowohl aus horizontalem als auch vertikalem Blickwinkel kontrolliert werden können. Fehlerstellen werden visuell mit genauer Position im Coil erfasst und können dem Kunden angezeigt werden.
Produktmix
• Kaltgewalzte, niedriggekohlte Umformstähle und verzinkt/lalvanealed Bänder für den Automobilbau, höherfester Bandstahl, Dynamoband, IF-Stähle
Technische Daten
Inbetriebnahmejahr 1995
Hersteller Georg
Jahresproduktion 240 kt
Auf der BIL 2 wird das Band unter Verspannzug alternierend gebogen und gestreckt. Dadurch wird die Elastizitätsgrenze im Band überschritten und eine bleibende Längung (Streckgrad) des Bandes erreicht. Der Streckgrad liegt zwischen 0,5 und 3,0 Prozent.
Mit diesem Verfahren können Rand- und Mittenwelligkeiten im Band beseitigt und besonders hohe Ansprüche an die Bandebenheit erfüllt werden.
Zur Beseitigung von Quer- und Längskrümmungen im Band verfügt die Anlage zusätzlich über eine 17-Rollenrichtmaschine.
Produktmix
Das Kaltwalzwerk verfügt über zwei Längsteilanlagen unterschiedlicher technischer Auslegung, auf denen das Spalten der Breitbandcoils in schmale Streifen mit anschließendem Wickeln zu Ringen vorgegebener Größe erfolgt.
Die technischen Unterschiede bestehen im Dickenbereich, in der möglichen Streifenanzahl, in den Gewichten der Fertigringe, in den einsatzbaren temporären Korrosionsschutzölen und in den Oberflächenansprüchen.
Das Spalten des Materials erfolgt mit Scheibenmessern, die entsprechend der gewünschten Schneidkombination auf dem Messdorn angeordnet werden.
Die BIL 5 ist speziell für sensible Oberflächen, wie z.B. bei beschichtetem Material, ausgelegt.
BIL 4
Produktmix
niedriggekohlte Umformstähle, Dynamoband, höherfeste Baustähle, verzinkter Bandstahl
BIL 5
Produktmix
verzinkte und beschichtete, niedriggekohlte Umformstähle, höherfeste Baustähle, IF-Stähle, Dynamo-Band
Die zweite Walzstraße ist ein Reversiergerüst. Dieser Typ von Walzstraßen verfügt über nur ein Walzgerüst. Nach jedem Walzvorgang wird die Walzrichtung geändert (deshalb Reversiergerüst). Solche Walzstraßen bieten den Vorteil, dass eine variable und größere Anzahl von Walzvorgängen als an der Tandemstraße realisiert werden kann (max. 15 Stiche). Damit ist diese Walzstraße besonders geeignet für Bänder aus höherfesten Stählen bzw. großen Querschnitten, bei denen auf Grund der höheren Festigkeit die gewünschte Enddicke in den vier Stichen der Tandemstraße nicht erreicht werden kann.Damit ist das Reversiergerüst eine sinnvolle Ergänzung zur Tandemstraße und sichert uns eine breite Sortimentspalette. Die höhere Festigkeit der auf dieser Anlage produzierten Bänder zwingt zu einem noch höheren Aufwand zur Erzielung eines ebenen und maßhaltigen Bandes. Deshalb ist hier jede Arbeitswalze durch ein System von zwei weiteren (Zwischen-)Walzen abgestützt (6 Rollengerüst). Im übrigen verfügt diese Walzstraße über das gleiche Ausstattungsniveau mit Anlagenrechner, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik usw. wie die 4gerüstige Tandemstraße.
Inbetriebnahmejahr: 1984
letzte Modernisierung: 2000
Hersteller: Hitachi
Jahresproduktion: 216 k t
Auf der Querteilanlage werden Breitbandcoils zu Blechen abgetafelt. Durch einen Exzentermechanismus der Querschere wird ein synchrones Mitlaufen der Schere im Moment des Querteilens des in Bewegung befindlichen Bandes erreicht. Die Realisierung der vorgegebenen Tafellänge erfolgt als Funktion vom Bandvortrieb und Exzenterweg über ein Messrad und die integrierte Scherensteuerung.
Ein Magnetbandstapler übernimmt das Abstapeln der Bleche zu Blechpaketen entsprechend vorgegebenem Gewicht.
Über das Dickenmessgerät werden Bandabschnitte mit Toleranzabweichungen erkannt, über die Anlage verfolgt und automatisch aussortiert.
Die Querteilanlage ist ausgerüstet mit einer 21-Rollenrichtmaschine und einer elektrostatischen Einölmaschine. Auf einem separaten Paketwender können die unverpackten Pakte bei Notwendigkeit um 180° gewendet werden.
Produktmix
gebeiztes Band, Kaltband verzinkt, verzinkt/beschichtet, beschichtet
Technische Daten
Inbetriebnahmejahr 1998
Hersteller Georg
Jahresproduktion 200 kt
Umbau 2006
Lagerkapazität Halle 0
ca. 25 kt
Lagerkapazität Halle 1
ca. 55 kt
Die warmgewalzten Coils werden auf Eisenbahnwaggons vom Warmwalzwerk zum Kaltwalzwerk (Halle 0) transportiert, mittels Kran abgeladen und in Boxen tageweise eingelagert. Nach dem Abkühlen werden die Coils auf einen Transporteur gestellt und in die Halle 1 transportiert. Die Lagerung in Halle 1 und die Beschickung der Beizanlagen wird durch ein Lagerverwaltungssystem vorgegeben und mit Hilfe von Brückenkranen (Lastmagnete) realisiert.
Warmbandlager Halle 0
Inbetriebnahme : 1968
Modernisierung : 1996-1999
Beim Feuerverzinken ist zur Erzeugung einer gleich-mäßigen und fehlerfreien Zinkschicht ein kontinuierlicher Anlagenbetrieb bei gleichbleibender Bandgeschwindig-keit im Glühofen und Zinkbad von höchster Bedeutung. Deshalb werden auch in dieser Anlage im Eingangsbe-reich die Bänder zu einem Endlosband zusammenge-schweißt. Mit Zinkauflagen von 60 bis 600 g/m2 (beidseitig) ist diese Verzinkungsanlage besonders für die Anforderungen des Bauwesens ausgelegt. Aus Gründen des Umweltschutzes werden nur bleifreie Zinküberzüge hergestellt. Auch alle Oberflächen-Beschichtungsanlagen verfügen über leistungsfähige Rechnersysteme.
Inbetriebnahmejahr
1973
letzte Modernisierung
1994/2001/2004/2010/ 2013/2014
Hersteller
Heurty/Wean Damiron
Jahresproduktion
450 kt
Produktmix
Verzinkung kaltgewalzter niedriggekohlter Umformstähle, höherfester Stähle, Baustähle und IF-Stähle
Die Feuerverzinkungsanlage-2 ist eine Vertikal-Anlage, das bedeutet, dass in den Bandspeichern und im Glühofen das Band in vertikalen Schlingen geführt wird. Mit dieser Anlagenkonstruktion, den Zusatzeinrichtungen wie chemische Bandreinigung, Galvanealing-Ofen und automatische Oberflächen-Inspektionstechnik ist diese Anlage speziell für die Anforderungen der Automobil-Industrie ausgelegt.
Inbetriebnahmejahr
1999
letzte Modernisierung
2001 / 2008 / 2011/ 2014
Hersteller
CMI,SELAS,SMS, Inductotherm, Siemens
Jahresproduktion
500 kt
Produktmix
Verzinkung kaltgewalzter niedriggekohlter Umformstähle, höherfester Stähle, Baustähle und IF-Stähle
Die Kunststoffbeschichtungsanlage ist ebenfalls eine Konti-(Endlos)-Anlage. Der Beschichtungsvorgang erfolgt in zwei Beschichtungsmaschinen (Coater). Es sind unterschiedliche Beschichtungen auf der Bandober- und -unterseite möglich. Zur Sicherung der an dieser Anlage besonders hohen Qualitätsanforderungen steht eine umfangreiche Rechentechnik zur Verfügung. Weitere Schwerpunkte an dieser Anlage sind die Arbeitssicherheit (Überwachung der unteren Explosionsgrenze) und der Umweltschutz (Nachverbrennung der Trockenofenabgase zur Reinhaltung der Luft).
Inbetriebnahmejahr
1974
letzte Modernisierung
2012
Hersteller
Heurty
Produktmix
Kunststoffbeschichtung von Lack und Folie auf kaltgewalzten und verzinkten, niedriggekohlten Umformstählen, höherfesten Baustählen und IF Stählen.