09.01.2020

Manfred Stolpe – Einer von uns

Ein Nachruf

Manfred Stolpe ist tot. Brandenburg trauert um einen seiner größten Bürger, der nach 1990 als erster Ministerpräsident wie kein anderer Politiker die Entwicklung des wieder entstandenen Landes auf besondere Weise prägte. Sein Nachfolger Dietmar Woidke würdigt ihn deshalb als „Vater des modernen Brandenburgs“.

Für die Beschäftigten von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt und die Menschen der Region ist er noch mehr: ein „EKOrianer“. Sein Name ist aufs engste mit dem Erhalt des Stahlstandortes Eisenhüttenstadt verbunden. Es sind jene Jahre nach 1990, in denen EKO Stahl aufgrund des dramatischen Wandels der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen harten Kampf um sein Überleben führt. Manfred Stolpe steht in dieser Zeit voller Engagement und Leidenschaft an unserer Seite. Das Ringen um unseren Standort proklamiert er deshalb zur wichtigsten Aufgabe seiner Landesregierung. Bei allen wichtigen Aktionen ist er vor Ort, bestärkt uns mit seiner Autorität, seiner Beharrlichkeit und seiner Zuversicht in unserem Überlebenskampf. In jenen Tagen wird er einer von uns.

Als Brandenburger Ministerpräsident vertritt Manfred Stolpe aber auch auf anderer Bühne die Interessen der Eisenhüttenstädter Stahlwerker. Dabei kann er immer wieder auf sein Geschick und seine politische Klugheit bauen. Seine „unnachahmliche Art, widerstreitende Menschen einander anzunähern“, und seine Entschlossenheit helfen ihm, sich im Umgang mit den Mächtigen in der Treuhand, in der Bundesregierung und in der Europäischen Gemeinschaft Gehör und Respekt zu verschaffen. Als im Frühjahr 1993 der Fortbestand von EKO Stahl am Veto der Europäischen Gemeinschaft zu scheitern droht, nimmt er kurzerhand in Brüssel an einer Tagung der Industrieminister Europas teil und hält ihnen die ganze Tragweite ihrer Entscheidung vor Augen: „Wer ein friedliches vereintes Gesamteuropa haben will, der braucht Eisenhüttenstadt…, und insofern geht es hier nicht nur um Arbeitsplätze, geht es gar nicht nur um Stahl, sondern hier geht es um europäische Politik.“

Für Manfred Stolpe steht auch in schwierigen Zeiten des Umbruches immer der Mensch im Mittelpunkt. Beständig geht er auf sie zu, sucht das Gespräch. Vor allem den Ostdeutschen gibt er Richtung, Halt und Zuversicht. Sie sollen sich nicht als Bürger zweiter Klasse fühlen. Er ist Brückenbauer und ein engagierter Streiter für Vielfalt, Toleranz und Respekt, gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt. Hier findet er in unserem Unternehmen einen starken Verbündeten. Gemeinsam mit Manfred Stolpe sind wir 1998 Wegbereiter für das Bündnis „Tolerantes Brandenburg“. Auch im Ruhestand sind ihm Frieden, Respekt und sozialer Ausgleich wichtige Werte seines Handelns, die er ebenfalls von anderen einfordert. Diese Haltung ist auch ein Teil seines Vermächtnisses, das wir als brandenburgisches Unternehmen pflegen und weiterentwickeln werden.

Wenn heute ArcelorMittal Eisenhüttenstadt zu einem der leistungsfähigsten Standorte des weltweit größten Stahlproduzenten gehört, so ist diese Erfolgsgeschichte auch geprägt vom politischen Wirken eines Menschen wie Manfred Stolpe.

Die Belegschaft, der Betriebsrat und die Geschäftsführung von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt gedenkt in tiefer Trauer und Verbundenheit des leidenschaftlichen Politikers und großartigen Menschen Manfred Stolpe. Er war und bleibt immer einer von uns.

Glück auf!

Geschäftsführung      Betriebsrat      Belegschaft
ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH

 

IMPRESSION EINER ENGEN VERBUNDENHEIT


Manfred Stolpe bezeichnet am 20. November 1991 auf einer Kundgebung vor dem Friedrich-Wolf-Theater die Sicherung des Stahlstandortes Eisenhüttenstadt als die im Augenblick wichtigste Aufgabe seiner Landesregierung.

Manfred Stolpe im Gespräch mit dem Sonderbeauftragten für Stahl der Europäischen Gemeinschaft, Fernand Braun, in Brüssel im Juni 1993.

Manfred Stolpe im Gespräch mit Karl Döring im Jahr 1993. In diesen Jahren entsteht auch eine persönliche Verbundenheit, die weit über die aktive berufliche Zeit beider Persönlichkeiten hinausdauerte.

Manfred Stolpe bei der Unterzeichnung des Vertrages zu Investitionen und Modernisierungsmaßnahmen für EKO Stahl am 10. Dezember 1994.

Manfred Stolpe gemeinsam mit Bundeskanzler Helmut Kohl beim symbolischen Knopfdruck zur Inbetriebnahme des Warmwalzwerkes am 22. Juli 1997.

Manfred Stolpe mit Bundeskanzler Gerhard Schröder im EKO-Pavillon bei der Hannover Messe 1998.

Manfred Stolpe bei der Unterzeichnung eines Briefes an die EKO-Beschäftigten im Rahmen der Aktion „Tolerantes Brandenburg“ am 18. Februar 1999.

 

 

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