1987

Stahltourismus made in GDR

Das EKO produziert am Ende der 1980er Jahre Roheisen, Rohstahl und veredeltes Kaltband. Nach wie vor fehlte jedoch als ein Glied im metallurgischen Prozess eine Warmbandstraße. Jene Verarbeitungsstufe also, die es ermöglicht, nachdem das Roheisen zu Stahl geschmolzen und auf der Stranggießanlage zu Brammen gegossen wird, diese nach heiß und damit energetisch effektiv zu Warmband für eine Weiterverarbeitung und Veredelung im Kaltwalzwerk auszuwalzen. Stattdessen werden die Im Stahlwerk erzeugten Brammen per Bahn über die Grenze nach Salzgitter und ins Ruhrgebiet transportiert und dort zu Warmbandcoils gewalzt, um danach wieder nach Eisenhüttenstadt zur Weiterverarbeitung im Kaltwalzwerk zurückgebracht zu werden. Der Jahresaufwand für diesen Stahltourismus beläuft sich auf 177 Mio. Valutamark. 

Nachdem die Ausbauvorhaben für eine solche Warmbandstraße bereits zweimal gescheitert waren, hoffte man in Eisenhüttenstadt nun auf das Projekt mit dem bezeichnenden Titel "Warmbandstraße 2000". Die 2000 ist nicht der Termin der Inbetriebnahme, sondern steht für die Ballenbreite der Walzen. Ende April muss das EKO seine Hoffnungen jedoch begraben, der DDR-Ministerrat stoppt das Vorhaben Warmbandstraße. Die DDR hat am Ende seiner Existenz nicht mehr die wirtschaftliche Kraft für ein solches Vorhaben.