1994

Privatisierung durch Cockerill Sambre

EKO Stahl und seine Weiterexistenz im vereinten Deutschland wird zu einem politischen Präzedenzfall. Trotz aller Fortschritte und eines solidarischem Miteinander zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat und Belegschaft ist das Unternehmen noch nicht wettbewerbsfähig. 

Einziger Ausweg ist die Privatisierung. Erste Privatisierungsversuche scheitern. Im Jahr 1992 nimmt die Krupp Stahl AG ihre Übernahmepläne, nach monatelangem Feilschen um die Höhe der Beihilfen und auf Druck der westdeutschen Stahlindustrie, zurück. Die Privatisierung durch die italienische RIVA-Gruppe scheitert im Mai 1994. Ein Angebot der Thyssen Stahl AG und der Preussag AG, das die Stilllegung aller Anlagen außer dem Kaltwalzwerk vorsieht, lehnen Treuhand und Unternehmen ab. 

Während vor allem die westdeutsche Stahlindustrie wenig Sympathie für den neuen Konkurrenten im Osten empfindet und offen die Auffassung vertritt, dass angesichts der weltweiten Stahlkrise ostdeutsche Stahlstandorte, wie EKO Stahl, geschlossen werden sollen,  wird die Causa "EKO Stahl" zu einem Politikum. Da sich in weiten Teilen der neuen Bundesländer aufgrund deindustrialisierter Regionen und Massenarbeitslosigkeit die sozialen Konflikte zuspitzen, muss die Politik Umdenken. Im November 1992 ruft Bundeskanzler Helmut Kohl in Schwerin dazu auf, "industrielle Kerne" im Osten zu erhalten. Damit macht er den Weg frei für ausländische Investoren und gibt mit Subventionen den kriselten Betrieben, wie EKO Stahl, "Luft zum Atmen".

Am 22. Dezember 1994 unterzeichnen Cockerill Sambre und die Treuhandanstalt den Vertrag zur Privatisierung der EKO Stahl GmbH.