1984

Stahl aus Eisenhüttenstadt

Der DDR-Metallurgie ist es ungeachtet großer Investitionen in den 1970er Jahren noch immer nicht gelungen, die Versorgung der eigenen Volkswirtschaft zu gewährleisten. Insbesondere die Stahlproduktion und die Erzeugung von Warmband reichten bei weitem nicht aus, um teure Importe abzulösen. Aus diesem Grund beschließt 1979 die DDR-Regierung „durch den Import eines schlüsselfertigen Sauerstoffblas-Stahlwerkes aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet bis 1983 die eigene Stahlbasis zu stärken und danach eine Warmbandstraße zu errichten".

Die Vergabe dieses Großauftrages in Milliardenhöhe an die österreichische VOEST-Alpine AG ist eine politische Entscheidung. Während eines Besuches von DDR-Staatschefs Erich Honecker in Österreich wird der Beschluss bekanntgegeben. In der Mitarbeiterzeitung der VOEST-Alpine ist zu lesen: „Einen Tag ehe das DDR-Staatsoberhaupt anlässlich seines Österreichaufenthaltes zu seinem Besuch in unserem Werk eintraf, platzte das, was man eine journalistische Bombe nennt: In einem Bericht des offiziellen Organs ‚Neues Deutschland’ vom 11. November aus Wien hieß es eher lakonisch, dass die Grundsatzentscheidung über die Vergabe des Auftrages zum Bau eines Konverter-Stahlwerkes in Eisenhüttenstadt in der DDR zugunsten der VOEST-Alpine gefallen sei.“

Für die ehrgeizigen politischen Ambitionen der DDR-Führung in jenen Jahren ist die Neutralität Österreichs ein maßgebender Grund. Trotz dieses Zustandekommens ist die Entscheidung ein Glücksfall für EKO. Immerhin ist Linz die Geburtsstätte des LD (Linz-Donawitz)-Verfahrens, also jenes Verfahrens, mit dem auch bei EKO in Zukunft Stahl erzeugt werden soll. 

Nach termingerechtem Abschluss der Montagearbeiten wird am 7. März 1984 die erste Charge im neuen Konverterstahlwerk geblasen und auf der zweisträngigen Brammenstranggießanlage abgegossen. Eisenhüttenstadt verfügt nun über eines der modernsten Stahlwerke Europas.