16.10.2022

Geschäftsführung und Betriebsrat von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt diskutieren mit EU-Kommissar Schmit, Wirtschaftsminister Steinbach und MdB Papendieck die Zukunft der Stahlindustrie

Der Besuch am 15. Oktober 2022 fokussierte auf aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen und die geplante Dekarbonisierung des Standorts.

EU-Kommissar Dr. Nicolas Schmit, Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach und MdB Mathias Papendieck besuchten am 15, Oktober 2022 auf Einladung des Betriebsrats die ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH, um sich im Gespräch mit Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretern des ostdeutschen Flachstahlspezialisten sowie Holger Wachsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg, über wirtschaftliche Folgen der Energiekrise und die Pläne zur Dekarbonisierung der Produktion zu informieren.

ArcelorMittal hat sich verpflichtet, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren: Bis 2030 sollen europaweit 35 Prozent eingespart werden, weltweit 25 Prozent – bis 2050 soll der gesamte Konzern CO2-frei sein. In Eisenhüttenstadt ist geplant, den Hochofen durch eine wasserstoffbasierte DRI (Eisenschwamm)-Produktion abzulösen. Die Stahlerzeugung sollen künftig zwei Elektrolichtbogenöfen leisten. Auf diese Weise könnten pro Jahr ca. 3,5 Mio. Tonnen CO2-Emissionen in Eisenhüttenstadt eingespart werden.

Dr. Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration: „Europa hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Das bedeutet für viele Branchen, einschließlich für den Stahlsektor, enorme Veränderungen. ArcelorMittal Eisenhüttenstadt ist ein Wegbereiter, wenn es darum geht, die Produktion zu modernisieren, Arbeitsplätze zu erhalten und zum ökologischen Wandel beizutragen. Die EU steht in Solidarität mit der Region Brandenburg, um einen gerechten und inklusiven Übergang zu einer grüneren Wirtschaft zu gewährleisten, und zwar sowohl durch Initiativen wie den Kompetenzpakt als auch durch verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten.“

Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg: „ArcelorMittal Eisenhüttenstadt ist ein sehr wichtiges Unternehmen der Brandenburger Wirtschaft und großer Arbeitgeber der Region. Ich konnte mich bei dem heutigen Besuch an diesem traditionsreichen Stahlstandort davon überzeugen, dass die geplante Dekarbonisierung dazu beitragen wird, die Beschäftigung nachhaltig zu sichern. Es ist unsere Aufgabe in der Politik, dafür die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Gabriele Bischoff, MdEP und Initiatorin des Treffens: „Wir müssen angesichts der hohen Energiepreise alles daransetzen, gute Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Wir haben in der Pandemie gute Erfahrungen mit dem EU-Programm für Kurzarbeit (SURE) gemacht – darauf sollten wir aufbauen. Denn bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt arbeiten die Fachkräfte, deren Mangel gerade vielerorts beklagt wird. Wir müssen das Unternehmen dabei unterstützen, die Beschäftigten zu halten und den Standort für die Produktion von „grünem Stahl“ zukunftsfähig zu machen. Nur so können wir unsere Klimaziele erreichen und schwerwiegende soziale Folgen vermeiden.“

Mathias Papendieck, MdB: „Eisenhüttenstadt ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort, für den ich mich stark einsetze, um gerade auch tarifgebundene mitbestimmte Arbeitsplätze zu erhalten und sogar neue zu schaffen. Die Transformation zur Klimaneutralität bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt ist eine große Chance für uns, neue Kompetenzen aufzubauen und Fachkräfte anzuziehen.“

Michael Bach, Arbeitsdirektor ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH: „In den heutigen Gesprächen konnten wir verdeutlichen, dass wir als Stahlhersteller Unterstützung in Form von finanzieller Förderung, wettbewerbsfähigen Energiepreisen und einer funktionierenden Wasserstoff-Infrastruktur benötigen, um die Transformation zum grünen Stahl erfolgreich umzusetzen. Als Geschäftsführung haben wir eine Beschäftigungsgarantie ausgesprochen und wollen diesen Prozess mit allen Arbeitnehmern und unseren Tochterunternehmen gemeinsam bewältigen.“
Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH: „Der heutige Austausch war aus Sicht des Betriebsrats von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt wichtig, um auf die Sorgen hinzuweisen, die die aktuelle Energiekrise bei den Arbeitnehmern sowohl privat als auch beruflich ausgelöst hat. Nun ist es wichtig, dass wir bei der geplanten Dekarbonisierung unserer Produktion politische Rückendeckung erhalten, um unsere Vorhaben umsetzen und unserer Belegschaft Zukunftsperspektiven bieten zu können.“

EU-Fördermittel in Eisenhüttenstadt und Brandenburg
Im Rahmen der Weiterbildungsrichtlinie hat ArcelorMittal aus dem Europäischen Sozialfonds 162.124 Euro an EU-Mitteln erhalten. Die Arbeitnehmer konnten an der Weiterbildung zur Entwicklung von Kompetenzen im Unternehmen teilnehmen. Dem Unternehmen wurde der Brandenburger Ausbildungspreis 2018 verliehen.
Ein besonders aktiver Anbieter der Verbundausbildung in Eisenhüttenstadt ist die „QualifizierungsCentrum der Wirtschaft GmbH Eisenhüttenstadt“. Der Bildungsdienstleister hat im Rahmen der PAV-Richtlinie (Richtlinie für Qualifizierte Ausbildung im Verbundsystem) 1,4 Millionen Euro aus ESF-Mitteln erhalten. Das hat es jungen Menschen ermöglicht, von der Berufsausbildung zu profitieren. Das QualifizierungsCentrum hat auch über die Servicestelle Verbundausbildung Beratung zu allen Aspekten der Ausbildung geleistet, dafür bekam es weitere ESF-Mittel in Höhe von 305.000 Euro.
In Deutschland konzentriert sich der Fonds für einen gerechten Übergang (Just Transition Fonds) auf den Übergang aus der Braunkohle in drei Gebieten/vier Bundesländern (Brandenburg ist eines davon). In Brandenburg wird der JTF eingesetzt, um Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren. Es geht u.a. darum, die Auswirkungen des Kohleausstiegs und -übergangs zu mildern. Dazu kommen Umschulung und Berufsorientierung für die betroffenen Arbeitnehmer sowie Investitionen in KMU.

Über ArcelorMittal Eisenhüttenstadt

Die ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH ist Anfang der 1950er Jahren als das ehemalige Eisenhüttenkombinat Ost entstanden und heute Teil des weltweit größten Stahl- und Bergbauunternehmens. Rund 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fertigen in dem integrierten Hüttenwerk bestehend aus Roheisenwerk, Konverterstahlwerk, Warm- und Kaltwalzwerk hochwertige Flachstahlprodukte für Kunden der Automobil-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie, die vor allem in Ost- und Mitteleuropa angesiedelt sind. 2021 produzierte die ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH 1,6 Mio. Tonnen Flachstahl.

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