07.10.2019

Literaturpreis der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt 2019 an Jakob Hein

Mit Jakob Hein erhält 2019 einer der interessantesten und angesagtesten Autoren der Gegenwart den Stahl-Literaturpreis. Eigentlich ist der 1971 in Leipzig geborene Sohn des Schriftstellers Christoph Hein und der Dokumentarfilmerin Christiane Hein Mediziner, wie manch andere große Autoren vor ihm - Friedrich Schiller, Georg Büchner oder Gottfried Benn. Schon als Kind beginnt er zu schreiben, immer und bedingungslos. „Ich wollte schreiben, bevor ich es konnte“, erinnert er sich. Richtig angefangen hat alles mit dem öffentlichen Vortragen eigens dafür geschriebener Texte und der spontanen Reaktion des Publikums darauf. 1998 schließt er sich der im Kaffee Burger regelmäßig auftretenden Berliner Lesebühne Heim & Welt an und erprobt sich am Mikrofon an neuen Formen für Autorenlesung. Dort trifft er Wladimir Kaminer, 2005 der erste Preisträger des Stahl-Literaturpreises. Wie dieser schreibt er Bücher: schnell, oft kurz, Geschichten aus dem Alltag, immer mit einer Spur Ironie. Für Jakob Hein ist Humor „eine Haltung. Komik kann daraus entstehen. Und diese Haltung, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen und damit auch niemanden anders, die ist mir sehr eigen.“ (Deutschlandfunk)

Mittlerweile hat er 16 Bücher veröffentlicht, darunter „Mein erstes T-Shirt“, „Herr Jensen steigt aus“, „Liebe ist ein hormonell bedingter Zustand“ oder zuletzt „Die Orient-Mission des Herrn Stern“. Außerdem schreibt er Drehbücher, Theaterstücke und hunderte Texte für die Lesebühne. Für ihn sei das Schreiben und Vorlesen seiner Texte auch Inspiration für seinen Beruf als Kinder- und Jugendpsychiater an der Berliner Charité. Jakob Hein beobachtet scharf, oft ist sein Blick auf die Welt hochkomisch. Anlässlich der Preisverleihung in Eisenhüttenstadt wird Jakob Hein aus seinem 2016 erschienenen Roman "KALTES WASSER" lesen. Dieser grandiose Schelmenroman über einen Ostler, der der bessere Westler sein will, passt trefflich zur immer noch aktuellen Diskussion in Deutschland. Friedrich Bender, Agitator seiner Klasse und Sohn eines Professors für Marxismus-Leninismus, ist 17 als die Mauer fällt und ein Blender per excellence. Während die Wende seine linientreuen Eltern und die meisten in seinem Umfeld in Schockstarre versetzt, begreift er die neue Welt und seine Regeln schnell. Er hängt seine Ostidentität an den Nagel und nimmt die Dinge selbst in die Hand. Im kapitalistischen Westen der Nachwendezeit scheinen ihm keine Grenzen mehr gesetzt. „Jetzt wird das Buch zu einem temposcharfen, detailgesättigten Schelmenroman mit Querbezügen zu Tom Sawyer, Till Eulenspiegel und Thomas Brussig. Eiserner Vorhang auf und alle Fragen offen. Nichts gilt mehr, also gilt es zu handeln.“ (Sächsische Zeitung) Jakob Hein präsentiert mit Friedrich Bender einen Helden, der sich durch die DDR schummelt und den Westen mit seinen eigenen Waffen schlägt. Jemand, der mit erfundenen Geschichten so lange vor sich selbst davonläuft, bis nichts mehr von ihm da ist. „KALTES WASSER“ ist ein witziger und kluger Gesellschaftsroman voller Skurrilität, der einen spannenden Teil der deutschen Geschichte mit einem Augenzwinkern betrachtet. „Kurzweilige Kost mit durchaus ernstem Beigeschmack.“ (Focus)

Die Stahlstiftung Eisenhüttenstadt lädt alle Interessierten recht herzlich ein zur Verleihung des diesjährigen Stahl-Literaturpreises
am 24. Oktober 2019 um 19:00 Uhr
ins IPS-Technologiezentrum Eisenhüttenstadt, Werkstraße 9.

Jakob Hein wird aus seinem Roman "KALTES WASSER" lesen. Freuen Sie sich auf einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend mit einem Autor, bei dem es immer viel zu lachen gibt. Die Literaturredakteurin Elke Schlinsog moderiert die Veranstaltung.

Der Eintritt ist frei.

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